Hinter den Kulissen des Selbst: Die 5 Koshas im Yoga

Die Pancha (=fünf) Koshas (=Hülle) sind die 5 Schichten unseres Körpers, wie sie in der Yoga-Philosophie unterschieden werden. Diese fünf Daseinsebenen umschmeicheln unseren inneren Kern. Er ist vollkommen, absolut und immer schön. Nun kann es vorkommen, dass wir die äußeren Hüllen, die Koshas, die aus Körper, Energie, Geist, Intelligenz und Glückseligkeit bestehen, so verunreinigen, dass sie unsere innere Schönheit so verdecken, dass wir keine oder nur wenig Liebe für uns selbst empfinden können.

Im Laufe des Lebens legen wir uns immer mehr Mäntel um, sodass wir zum Teil nicht mehr wirklich erahnen können, wer die Person darunter wirklich ist. Wir verkleiden uns als das, was wir sein wollen, oder als das, was die Umwelt von uns erwartet. Woraus diese Hüllen oder Mäntel konkret bestehen, zeigt uns das Kosha Modell. Es zeigt uns, welche Schleier wir lüften müssen, um uns wieder in unserer ganzen Schönheit sehen zu können und zurück zu uns selbst zu finden.

Dabei hat jede Schicht der Koshas ihre eigene Funktion für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. Es kann aber auch zu Störungen kommen.  Und genau hier hilft uns das Kosha Modell, die verschiedenen Teile unserer Existenz zu erkennen und uns daran zu erinnern, wer wir nicht sind und vielleicht nur nach außen hin zu sein scheinen.

Annamaya Kosha: Körper

Annamaya Kosha ist unsere äußere, greifbare Hülle: unser Körper. Seine Funktion ist es, uns eine Gestalt für unsere Existenz zu geben. Unsere äußere Hülle ist am leichtesten zu erfahren, zu fühlen und zu erleben. Aber auch am weitesten entfernt von unserem Innersten und damit von unserem wahren Selbst. Das bedeutet auch, dass man sich innerlich schön fühlen kann, bis das Kollektiv einen vom Gegenteil überzeugt.

Nach der Yogaphilosophie ist das Gefühl immer Schönheit und nur dort, wo äußere Kriterien existieren, gibt es Hässlichkeit. Darüber hinaus ist der Annamaya Kosha im yogischen Verständnis der Körper, der von Nahrung, Wasser und Luft abhängig ist. Hier schwingt die Lebensenergie langsam, was die Schicht auch so haltbar macht. Wenn dieser Kosha in Balance ist, sind wir bei bester physischer Gesundheit. Ist es gestört, laufen die Körperfunktionen nicht mehr reibungslos ab und es entstehen physische Krankheiten.


Annamaya Kosha Stärkung: Durch gesunde Ernährung, ausreichend Erholung sowie durch Asana Übungen kann der Annamaya Kosha gestärkt werden.

Pranamaya Kosha: Energie

Von der materiellen Hülle des Körpers geht es weiter in die energetische Hülle der Koshas. Zu dieser Energie zählt all das, was uns Energie gibt und was nicht.  Zusammen mit der physischen Hülle stellen diese beiden Schichten die grundsätzliche menschliche Struktur dar.

Pranamaya Kosha ist also das, was dem physischen Körper Leben gibt. Prana bedeutet Energie. Damit ist die Lebensenergie gemeint, sowie spezielle Formen, die jeweils eine eigene Funktion im Körper erfüllen. Im Yoga unterscheidet man fünf Haupt-Pranas:

  • Prana: Das Atemwegs-System 
  • Samana: Das Verdauungs-System 
  • Apana: Das Ausscheidungs-System 
  • Udana: Das Bewegungs-System 
  • Vyana: Das Transport-System 

Ist der Energiefluss gestört, kommt es zu Problemen im jeweiligen System. Das heißt, ist das Pranamaya Kosha aus dem Gleichgewicht, haben wir weniger Energie und unsere Körperfunktionen sind gestört.  Wenn wir beispielsweise den ganzen Tag durchs Leben gehen, performen und leisten, ohne zwischendurch mal innezuhalten, um zu checken, wie es um unsere Energielevel steht, kann man sich schnell sehr leer fühlen.  

Pranamaya Kosha Stärkung: Zum einen kann Pranayama Kosha durch bewusste Atemübungen gestärkt werden.  Zum anderen durch bewusste Pausen im Alltag, in denen man sein momentanes Empfinden hinterfragt und so die Achtsamkeit schult.

Manomaya Kosha: Geist

Diese Energiehülle bildet den Übergang zu unserem eigentlichen Innenleben: dem Geist, unserem Denken. Manomaya Kosha ist der Geist, der ständig redet, bewertet, kommentiert und sich leicht ablenken lässt. Es bildet also unser gesamtes Reis-Reaktionsverhalten. Diese Schicht lässt sich wiederum in drei Unterschichten unterteilen: den Verstand (Manas), das Unterbewusstsein (Chitta) und die Sinneswahrnehmung (Jnana).

Ihre Funktion ist das automatisierte und pragmatische Denken und Handeln. Hier liegen auch unsere Stimmungen und Antriebe wie Lust und Begierde, Ärger und Euphorie, Begeisterung oder Niedergeschlagenheit.

Wenn dieses Kosha aus dem Gleichgewicht gerät, neigt man dazu, alles und jedes zu überdenken, kann sich oft schlecht konzentrieren und es können psychische Krankheiten entstehen. Hier kann man sich Fragen stellen wie:

  • Was sind meine größten Ablenkungen oder Süchte im Außen, die mich von mir selbst entfremden?  Sinne
  • Oder welche Gedanken habe ich schon zu Tode durchdacht und gehören auf den geistigen Schrottplatz? Denken
  • Sind meine Gefühle so berechtigt, wie ich manchmal in meinem emotionalen Dilemma glaube? Handlungen   

Manomaya Kosha Stärkung: Neben dem achtsamen Hinterfragen der eigenen Sinne, Gedanken, Handlungen und Instinkte hilft Yoga Sutra, Manomaya Kosha zu stärken.

Vijnanamaya Kosha: Intelligenz

Vijnanamaya Kosha wird auch als Teil des Geistes für wahres Wissen angesehen und besteht aus dem Intellekt und dem Ego. Hier geht es um den Zugang zu den tieferen Schichten unseres angeborenen Wissens, unserer Intuition und unseres Selbstvertrauens.  Die heutige materielle Welt unterdrückt gerne diese feinen Signale aus der Tiefe, die manchmal mehr Wissen zu besitzen scheinen, als unser rationales Denken je fähig ist.

Nur hören wir nicht gerne zu, weil es uns meist zu immateriell, zu ungreifbar ist. Sie flüstern uns ihre Wahrheiten zu, wo wir sie nicht durch Nachdenken finden können. In unserem tiefsten Inneren zeigen sie uns gelegentlich den Weg. Aber wir lassen uns leicht von anderen Einflüssen ablenken. Dieses Wissen in unseren Verstand zu integrieren, haben wir verlernt. Wir fühlen uns verloren und orientierungslos, sind unentschlossen und egozentrisch, wenn dieses Kosha aus dem Gleichgewicht gerät.

Vijnanamaya Kosha Stärkung: Der Vijnanamaya Kosha kann durch Meditation und Sinnsuche gestärkt werden. Darüber hinaus kann das Erkennen dieses Koshas helfen, Bewertungsmechanismen abzulegen, wie z.B. das Bewerten der Meinungen unserer Mitmenschen und verschiedener Lebensweisen.

Anandamaya Kosha: Glückseligkeit

Diese fünfte und tiefste Schicht stellt das spirituelle Selbst dar, das unserer Seele am nächsten steht und somit jenseits des physischen Körpers, der Gedanken und des Intellekts liegt. Sie ist der Übergang zu einem höheren Bewusstsein. In Anandamaya Kosha erfahren wir die tiefste Form der Glückseligkeit, die von äußeren Umständen unabhängig ist. Es ist das Gefühl innerer Zufriedenheit, Verbundenheit und Erfüllung, das über die Grenzen des Egos und der materiellen Welt hinausgeht. Es lässt uns am ehesten spüren, wie sich unsere ursprüngliche Natur anfühlt, und zwar wunderbar.

Anandamaya Kosha Stärkung: Durch regelmäßige Meditation und spirituelle Praxis kann das Anandamaya Kosha gestärkt werden. Darüber hinaus gibt es im Yoga Sudra Praktiken, die versuchen, dieses nicht ganz einfache zu durchdringende Kosha zu stärken.

Wer sich also selbst besser kennenlernen möchte, sollte im Einklang mit diesen fünf Wesensfaktoren leben und sie regelmäßig durch die Praxis von Yoga, Pranayama und Meditation reinigen, um den darunter liegenden wahren Kern nicht aus den Augen zu verlieren.

Das Verständnis der Koshas kann helfen, die verschiedenen Ebenen des Selbst zu erkennen und zu erfahren, was wiederum zu einem umfassenderen Verständnis und einer bewussteren Lebensweise führen kann.

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